Tipps zur manuellen Fotografie

Obwohl ich mich schon seit meinem Abitur mit der Fotografie beschäftige und meine erste richtige Kamera eine manuelle Spiegelreflex Kamera war, hat es bei mir bei der manuellen Fotografie erst so richtig im Portrait Workshop von Fuchs & Bente klick gemacht. Der Zusammenhang von Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert war mir theoretisch klar, aber was das Zusammenspiel in der Praxis an meinen Bildern bewirkt hat, war oft reine Glückssache und dadurch meist nicht reproduzierbar. Anhand von ein paar Tipps zum fotografieren im manuellen Modus möchte ich Euch das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert etwas näher bringen.

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Oben seht ihr meine erste Spiegelreflexkamera und darunter ein paar Stücke aus meiner Sammlung alter Kameras.

Ich versuche Euch die Zusammenhänge anhand meiner Canon DSLR mit einer 50mm Festbrennweite (Amazon Link Objektiv: Canon EF 50mm 1:1.8 STM Objektiv schwarz)  zu beschreiben. Die Bezeichnungen und möglichen Werte sind je nach Hersteller und Objektiv etwas anders.

Die Blende

Die Öffnung deiner Blende hat Einfluss auf den scharfen Bereich deiner Bilder. Möchtest Du einen verschwommenen Vorder- und Hintergrund, musst Du Deine Blende weit öffnen, also den kleinsten möglichen Wert einstellen. Bei meiner Kamera und dem oben erwähnten Objektiv ist das im AV-Modus der Wert 1,8.

Wenn ich mehr Bereiche im Bild scharf darstellen möchte, also auch Teile des Vorder- oder Hintergrundes, muss ich die Blende weiter schließen und eine höheren Wert nehmen (z.B. 3,5 oder 5,6). Soll alles im Bild scharf sein, muss ich die Blende ganz schließen (z.B. 16, 22 oder noch höher). Bei den meisten Bildern für den Blog und auch bei Portraits möchte man meist eine geringe Schärfentiefe haben und nimmt eine offene Blende (kleiner Wert) und bei Werbe-/ Produktbildern oder Landschaftsaufnahmen möchte man oft eine große Schärfentiefe haben und nimmt eine kleine Blende (einen großen Wert). Die Öffnung der Blende bestimmt wie viel Licht auf den Sensor fallen kann während der Aufnahme. Ein weiterer Faktor, der den Lichteinfall bestimmt ist die Verschlusszeit.

Die Verschlusszeit

Durch die Verschlusszeit legt man fest, wie lange Licht auf den Sensor fallen kann. Ist die Verschlusszeit sehr kurz (z.B. 1/3200 oder 1/8000) wird die Bewegung auf dem Bild „eingefroren“, ist die Verschlusszeit sehr lang (z.B. 1/10 oder sogar ein paar Sekunden) kommt es zur Unschärfe oder Verwacklungen auf dem Bild.

Als Faustregel gilt, dass du aus der Hand die Umkehr deiner Blende als Zeit noch ohne verwackeln halten kannst. Also bei einem 50mm Objektiv 1/50 und bei einem Tele-Objektiv von 500mm eben 1/500. Mit geübter Hand und/oder technischen Hilfsmitteln wie einem Bildstabilisator klappen auch noch andere Werte, aber zur Orientierung hilft es Euch vielleicht.

Der ISO-Wert

Der ISO-Wert legte früher bei den Filmen die Licht-Empfindlichkeit des Filmes fest. Dank der Digitalkameras kann man jetzt den ISO-Wert je nach Situation individuell pro Bild festlegen. Je kleiner der ISO-Wert, desto weniger kommt es zum Bildrauschen. Unter Bildrauschen versteht man die groben Pixel im Bild. Bei Sonnenschein hab ich meist einen ISO-Wert von 200-400, in dunklem Räumen auch schon mal einen sehr hohen Wert von 12800. Die Höchstwerte sind je nach Kamera verschieden. Je besser ein Kamera-Modell ist, desto höhere Werte mit gerigem Bildrauschen sind möglich.

Das Zusammenspiel der drei Einstellungsmöglichkeiten

Im Workshop und auch im Internet wird das Zusammenspiel gerne mit einem Wasserhahn und einem Eimer erklärt. Man bekommt den Eimer schnell voll, indem man den Hahn ganz aufdreht. Man bekommt den Eimer eben aber auch voll, wenn man den Hahn nur ein kleines bisschen öffnet und etwas abwartet. Der volle Eimer ist in dem Beispiel das richtig belichtete Bild, der Wasserhahn die Blendenöffnung und die Zeit, die man wartet, die Verschlusszeit. Der ISO-Wert wäre hierbei die Menge Wasser, die generell aus dem Hahn kommt, der Wasserdruck sozusagen.

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Vergleich mit dem Wasserhahn als Sketchnote – viel Wasser = wenig Zeit; wenig Wasser = viel Zeit bei gleichem Wasserdruck.

In der Praxis bedeutet das für Dich, dass Du Dir vorher überlegen musst, wie Du dein Bild gerne hättest bzw. was Du fotografierst. Eher ein aufgebautes Stillleben, wo es Dir auf den Schärfebereich ankommt oder spielende Kinder, die nicht verschwommen sein sollen. Damit legst Du dein manuelles Programm fest, AV für Blendenautomatik oder TV für die Wahl der Verschlusszeit und anhand dessen kannst Du dann die restlichen Werte anpassen.

Praxisbeispiele

Blendenautomatik AV: Ein Gegenstand soll scharf sein und der Vorder- und Hintergrund verschwommen.

Hierfür musst Du die Blende öffnen (im AV Modus auf 1,8 oder eben den kleinsten möglichen Wert einstellen) , die Verschlusszeit an dein Objektiv bzw. deine ruhige Hand anpassen, z.B. 1/50 und dann eben die ISO anpassen damit die Bilder richtig belichtet werden. Bei meiner Kamera blinkt es dann bei einer Kombination, die das Bild falsch belichteten würde. Generell sollten Bilder lieber etwas unterbelichtet sein (Bilder etwas zu dunkel machen)  die man am Computer nachbearbeiten kann. In den dunklen Bereichen sind noch mehr Informationen vorhanden als in hellen/weißen Bereichen. Um bei der Nachbearbeitung den größten Spielraum zu haben, empfiehlt es sich die Bilder nicht nur im jpg-Format zu machen, sondern zusätzlich noch im raw-Format. Im raw-Format lässt sich auch der Weißabgleich noch anpassen, aber das ist wieder ein eigenes Thema.

Verschlussautomatik TV: eine Gruppe spielender Kinder scharf fotografieren

Um die Bewegungsunschärfe so gering wie möglich zu halten , solltest Du eine kurze Verschlusszeit wählen (z.B. 1/1000) und damit die Kinder vorne und hinten scharf sind musst Du die Blende etwas schließen (z.B. 5,6) damit jetzt das Bild richtig belichtet wird musst Du eben Deinen ISO-Wert anpassen.

Probier einfach mal etwas rum, damit Du ein Gefühl für die unterschiedlichen Einstellungen bekommst, am besten den gleichen Aufbau, bei gleichen Licht mit unterschiedlicher ISO, Blende und Verschlusszeit fotografieren und am Computer die unterschiedlichen Ergebnisse und die Werte in Ruhe vergleichen. Einen schönen Spickzettel für unterwegs habe ich auch für Euch gefunden.

Zusammenfassung

Blende: verantwortlich für den Schärfebereich in deinem Bild. Je größer der Wert, je mehr ist scharf und umgekehrt, kleiner Wert, kleiner Schärfebereich.

Verschlusszeit: verantwortlich für Bewegungsunschärfe. Je kleiner der Wert, je mehr ist „eingefroren“ und umgekehrt, je länger die Verschlusszeit ist, desto mehr Bewegung wird in einem Bild sichtbar, Bewegungsunschärfe entsteht.

Falls Du noch Fragen hast oder Dich noch etwas an Deiner Kamera interessiert, schreib mir die Fragen einfach in die Kommentare und ich versuche Sie Dir zu beantworten. Viel Spaß beim ausprobieren!

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8 Kommentare zu „Tipps zur manuellen Fotografie“

  1. Vielen Dank liebe Barbara für diesen tollen Fotografie -Post! Ich als Fotografie-Autodidaktin finde die Tipps sehr hilfreich! LG Kathrin

  2. Das hast du echt schön zusammengefasst! All diese Dinge habe ich in den letzten Jahren so oft gelesen und hatte sie daher schon verinnerlicht, bevor ich mir letztes Jahr dann eine Kamera gönnte, bei der ich mehr als nur den Iso-Wert einstellen kann ;)
    Ich finde, gerade wenn man noch ein wenig mehr über die Einstellungen und Maßnahmen in gewissen Fotosituationen (Nacht, Schnee, Sport, Familienaufnahme,…) wissen möchte, ist Ralfonsons Online-Fofoschule toll. Die habe ich mal komplett durchgelesen, obwohl sie seeeehr umfangreich ist ;)

    Liebe Grüße

  3. Das freut mich sehr! Dann kann ich mich ja auch an andere Themen wagen und sie Euch hier erklären. Danke für die liebe Rückmeldung!

  4. Hi Barbara, super erklärt. Ganz ehrlich: Ich habe es zum ersten mal so richtig verstanden! Meine Kamera ist eine kleine Canon G9x powershot und ist nicht so ergiebig wie eine Spiegelreflex. Aber ich bin gerade dabei mir 280 Seiten Betreibsanleitung durchzulesen, damit ich von der totalen Automatik wegkomme. Macht Sinn, aber diese Zusammenhänge werden da nicht erklärt. Danke!

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