52 weeks of music – Wenn sie tanzt von Max Giesinger

Jede Woche gibt es hier ein neues Lied, von mir ausgesucht und von meinem Schatz in einem Gastbeitrag beschrieben/besprochen. Daraus entstehen dann 52 Weeks of Music. Die gesamte Playlist gibt es schon auf Spotify (52 weeks of music). Alle Beiträge hier im Blog findet ihr unter 52weeksofmusic.

Woche 6: Max Giesinger, Wenn sie tanzt

Wenn sie tanzt bei Spotify

Wenn sie tanzt, ist sie woanders. Für den Moment dort, wo sie will.

Lieber Max Giesinger,

sie ist in dem Moment ganz weit weg. Wo ist eigentlich er, wenn er tanzt?

Dann geht sie barfuß in New York,
trampt alleine durch Alaska,
springt vor Bali über Board und taucht durch das blaue Wasser.

Max Giesinger hat einen erstaunlichen Song über alleinerziehende Mütter geschrieben. Mitbekommen hat er das, wovon er schreibt, aus nächster Nähe: Es geht um seine Mutter. Das Erlebte packt er so in seinen Text und seine Musik, dass er in den Album-Charts und den entsprechenden Rezensionen, in Mütter- und Alleinerziehenden-Foren, bei Twitter und wo auch immer dafür sehr viel Zuspruch bekommt. Das ist erstaunlich, weil eigentlich niemand beim Thema „Mutter“ oder „alleinerziehend“ für irgendetwas viel Zuspruch oder auch nur überwiegende Zustimmung bekommt.

So weit, so wichtig. Der Song perlt, er trifft einen Nerv von Müttern, auch wenn sie nicht alleinerziehend sind, und er behandelt auf diese Art ein relevantes Thema. Das war es dann für mich. Dazu kann ich nichts sagen, ich kann keine Textstelle herauspicken und kommentieren, ich kann dem nichts hinzufügen oder irgendwas in Abrede stellen, weil mir das Thema „Mutter sein“ – egal ob alleinerziehend oder nicht – eine Nummer zu groß ist.

Und so kam ich auf den Gedanken, etwas über alleinerziehende Väter – oder richtiger formuliert: Ein-Eltern-Familien mit männlicher Bezugsperson – zu schreiben. Das ist auch kein kleines Thema, aber es ist nicht so richtig präsent. Jedenfalls sind meines Wissens noch keine Songs dazu geschrieben worden.

Zur Einordnung: Je nach Quelle liegt das Verhältnis alleinerziehender Väter zu alleinerziehenden Müttern in Deutschland bei 1/6 bis 1/10 (2015). In absoluten Zahlen sprechen wir hier von etwa 400.000 Männern. Das klingt erstmal nach viel. Sozialstudien zeigen aber, dass alleinerziehende Väter immer noch Exoten sind. Eine empirische Überprüfung im eigenen Umfeld hat ergeben: Ich kenne auch keinen. Jetzt kenne ich aber als Vater und als Freund anderer Väter genügend Fälle, in denen man wegen der Familie und der Kinder auf irgendeine Aktivität verzichtet und dafür einen Spruch von den eigenen Geschlechtsgenossen kassiert. Wie ist das als Alleinerziehender, wenn Du das sicher häufiger machen musst und Dich darüber nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit bei den anderen Vätern, denen es genauso geht, ausjammern kannst – weil es einfach nicht so viele von Euch gibt? Droht wirklich, wie in Foren teilweise beschrieben, die „Einsamkeitsfalle“ für Männer, die an einem neuen Vaterschaftskonzept arbeiten und deswegen als „weiblicher“ betrachtet werden? Lassen Euch „die Jungs“ wirklich im Stich, weil Ihr nicht mehr so dabei seid wie früher? Und dann kommt sie doch, die Frage: Wo ist er, „wenn er tanzt“? Ist er auch in New York, Alaska, Bali? Oder eher in der Kneipe am Tresen? Im Stadion, Westkurve, Block 8 beim nächsten Heimspiel? Oder pfeifst Du auf die Kumpel, die nicht mehr da sind, weil Du bei der Erfüllung einer der männlichsten Rollen der Welt nicht mehr in ihr Männerbild passt? Ich weiß es nicht.

Lieder über alleinerziehende Männer wurden, wie gesagt, meines Wissens noch nicht geschrieben. Lieder von alleinerziehenden Männern schon: Es gehört zur Legende von Rammstein, dass irgendwie alle oder doch wenigstens zwei Mitglieder während der Anfangszeiten der Band alleinerziehend waren. Deshalb hier die Hörempfehlung „Mutter„; da geht es übrigens um künstliche Befruchtung. Auch kein einfaches Thema.

Text von Wenn sie tanzt zum Nachlesen

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10 Kommentare zu „52 weeks of music – Wenn sie tanzt von Max Giesinger“

  1. Das stimmt – Zeit hat(te) meine Mama auch kaum. Die Frage ist nur, wie man da von außen helfen können soll…

  2. Keine Ahnung. Merke nur das ich als Mutter ab und zu auch mal etwas für mich machen möchte und stelle es mir sehr schwer vor, wenn man alleine ist.

  3. Was für Unterstützung schwebt dir denn da so vor? Ich wüsste nämlich gerade nicht, woran es bei uns gemangelt hätte…

    Liebe Grüße

  4. Das stimmt, die Vorurteile sind wirklich völlig überflüssig!
    Allerdings könnten einige Alleinerziehende vermutlich etwas mehr Unterstützung gebrauchen oder man sollte sie einfach mal fragen.
    Lieben Gruß | Barbara

  5. Also wegen mir muss das Thema nicht noch mehr thematisiert werden – es ist für mich einfach etwas ganz natürliches, da meine Mama eben meine letzten vier Jahre zu Hause auch alleinerziehend war. Was allerdings geändert werden muss, sind die Vorurteile, dass die Kinder schlechter in der Schule sind und auch sonst zu wenig geboten bekommen! Meine Schwester und ich sind super glücklich bei Mama gewesen (mein Schwester ist es immer noch und ich bin auch gern zu Hause zu Besuch!), meine Schwester hat in der 10. Klasse einen Schnitt von 1,1 und ich habe ein Abi mit 1,3 gemacht… also: Die Situation der Eltern sagt nichts über die Fähigkeiten der Kinder und deren Zufriedenheit aus, finde ich.

    Liebe Grüße

  6. Ich finde leider, dass generell das Thema Alleinerziehend zu wenig thematisiert wird. Gerade deshalb finde ich das Lied auch so gut, auch wenn vermutlich nur wenig wissen, um was es in dem Lied tatsächlich geht.
    Lieben Gruß | Barbara

  7. Da hast du echt ein tolles Lied ausgesucht!

    Dieses Gefühl, beim Tanzen wo anders zu sein, kenne ich sogar. Oder vielleicht auch „wer anders zu sein“…

    Was dein Mann da schreibt, dass alleinerziehende männliche Personen eher wenig thematisiert werden, stimmt schon. Allerdings glaube ich, dass dies vor allem daran liegt, dass eben meist doch die Frauen die Kinder alleine aufziehen. Es ist ja eher selten, dass der Vater das Kind bekommt und die Mutter davonzieht, vor allem bei jungen Kindern. Und als Teenager ist der Nachwuchs ja leichter mit einem Vollzeitjob vereinbar, sodass die „Väter“ dann vielleicht weniger belastet sind, falls die Kinder sich doch entscheiden, zu ihnen zu ziehen.

    Aber die Frage, wo „er“ beim Tanzen wäre, die ist trotzdem interessant. Was vermisst man wohl als erstes, wenn man Verantwortung für ein Kind übernommen hat?

    Ich kenne übrigens sogar einen Alleinerziehenden. Mein Halbbruder lebt mit seinem Vater allein (wir haben die gleiche Mama, die mit meiner Halbschwester zusammen lebt).

    Liebe Grüße

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