52 weeks of music – Rainy April Day von Fury in the Slaughterhouse

Jede Woche gibt es hier ein neues Lied, von mir ausgesucht und von meinem Schatz in einem Gastbeitrag beschrieben/besprochen. Daraus entstehen dann 52 Weeks of Music. Die gesamte Playlist gibt es schon auf Spotify (52 weeks of music). Alle Beiträge hier im Blog findet ihr unter 52weeksofmusic.

Woche 17: Fury in the Slaughterhouse, Rainy April Day

Rainy April Day bei Spotify

The public wants answers
they don’t wanna hear

Liebe Jungs von Fury,

das Publikum will Antworten, die es nicht hören will. Was meint Ihr damit?

Eins vorweg: Die Antwort auf die Frage, wann Ihr wiederkommt, will ich vielleicht tatsächlich nicht hören. Denn egal, wie sie ausfällt – leicht wird das nicht. Für alle, die Fury in the Slaughterhouse nicht kennen (schlimm!) oder in den letzten acht Jahren aus den Augen verloren haben (verständlich), hier eine kurze Einführung: Fury in the Slaughterhouse ist eine Band, die nach meiner unmaßgeblichen Meinung zu dem Besten gehört, was aus Deutschland Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger kam. Auf den ersten Alben finden sich (in chronologischer Reihenfolge) Perlen wie Time to wonder, Won’t forget these days und Trapped today, trapped tomorrow und dann kommt erst „Mono“ – das ganze Album ist ein Schatz, da ragen Radio Orchis oder Haunted head and heart nur unwesentlich heraus. Das war dann sogar der internationale Durchbruch für die Band um die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder, mit Every generation got it’s own disease waren sie in den Top 20 der US-Charts.

Success makes you horny

Wenn Du das singst, lieber Kai Wingenfelder, dann ist da sicher was dran. Auf das Folgealbum nach „Mono“, „The hearing and the sense of balance“, habe ich jedenfalls schwer gewartet und fand vieles (wie zum Beispiel Milk and honey oder Hello and goodbye oder eben Rainy April Day) beim ersten und zweiten und auch dritten Mal hören ganz gut, aber das war es dann auch. Irgendwas war für mich nicht mehr so wie früher. Bei der Scheibe „Brilliant Thieves“ (1997) war es dann ganz aus bei mir. Klar habe ich sie mir noch brav gekauft (musste man ja damals noch), aber mehr als viermal gehört habe ich sie wohl nicht.

Bis das Jahr 2008 kam. Fury verkündete die Auflösung und ging auf Abschiedstournee. Am 7. April 2008 (April – wie im heutigen Songtitel, das ist aber ein schöner Zufall!) waren sie im Wiesbadener Schlachthof und bescherten mir eines meiner Top 10 Konzerte ever. Klar hatte ich Jury schon in den Neunzigern irgendwo gesehen, Offenbacher Stadthalle oder Neu-Isenburger Hugenottenhalle oder sowas, aber das hier war Wiesbaden! Der Abschied! Im alten Schlachthof! Das Großartige daran war, dass der Konzertbesucher direkt nach dem Konzert einen USB-Stick mit dem Konzertmitschnitt erwerben konnte. Und die letzten Songs, die so schnell nicht bearbeitet werden konnten, gab’s zwei Tage später zum Download, darunter auch eine knapp 10-minütige Fassung von Won’t forget these days mit Publikumssolo, als die Band schon gar nicht mehr auf der Bühne war und erst für die letzten drei Minuten zurückkam. Und das auf einer Abschiedstournee als letztes Lied (vor der Zugabe). Un-fucking-vergesslich! Seitdem höre ich die Fury-Alben verklärt durch dieses Konzert und es geht wieder.

You gave it all

Genau. Und damit ist es auch gut. Deswegen beschleichen mich gemischte Gefühle, wenn ich die Plakate für die Tournee zum 30-jährigen Bandjubiläum sehe. Offiziell sagt Kai Wingenfelder „Wir machen jetzt ein Jahr Fury-Spaß und dann gucken wir weiter“, aber der Reflex ist da, dass es vielleicht doch ein Comeback ist. Ich habe schon ganz aufgeregt nach Tickets geschaut, bis mir eine extern Stimme der Vernunft zuraunte, wir seien auf dem Abschiedskonzert gewesen und dabei müsse man es dann auch belassen. Recht hat sie, die Stimme. Ein Jubiläumskonzert oder irgendeine folgendes Konzert von Jury wird nicht in meiner Top 10 der besten Konzerte ever landen, das ist nun mal so.

Und das war nur die Vorbemerkung. Eigentlich wollte ich eine Wingenfeldersche Textexegese betreiben und Rainy April Day in den Kontext zu anderen Liedern der Band zu setzen, was man schon machen kann, denn bei etlichen Fury-Songs lohnt es sich, auf die Texte zu achten. Dann habe ich aber bei meiner umfangreichen Recherche herausgefunden, dass es in diesem Lied um Kurt Cobains Tochter geht. Kann man sich denken, wenn man die ersten Zeilen der Nummer hört:

A million dollar baby
has lost its father today
The fallen angel stays in bed
with a bullet in his head

Aber damit enden auch meine Ambitionen, dazu etwas zu schreiben. Erstens wüsste ich nicht, was ich zu einem Text, den jemand anderes über die ihm höchstwahrscheinlich unbekannte knapp zweijährige Tochter eines Rockidols geschrieben hat, meinen könnte und zweitens hat es irgendwas mit Kurt Cobain zu tun. Zu Kurt Cobain kann und will ich nichts sagen. Ich verstehe das Phänomen, aber ich kann es für mich nicht nachvollziehen, weder von seiner Musik noch von seiner Persönlichkeit her. Und dann noch so über Eck – nee, das lasse ich lieber. Dann schwelge ich doch lieber in Erinnerungen an güldene Fury-Momente und das habe ich oben ja schon getan.

Aus genannten Gründen gibt es keine Hörempfehlung zu Nirvana oder einem Derivat davon, sondern zu der anderen Band aus Hannover, die es zu Weltruhm gebracht hat: den Scorpions. Mittlerweile der Inbegriff von uncool, aber vor Wind of Change haben die Männer richtig gute Platten gemacht. Auf einer frühen davon („Lovedrive“ von 1979) ist Holiday, ein Vorgriff auf Still loving you mit hübscher Mehrstimmigkeit und deutlich mehr Biss am Ende als die Kuschelrock-Nummer – meine unbedingte Hörempfehlung für heute.

Text von Rainy April Day zum Nachlesen

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